Die ultimative Checkliste fürs Winterlager

Die Wintersaison steht vor der Tür. Auch wenn sich in diesen Tagen der Herbst noch von seiner besten Seite zeigt, werden im Supermarkt bereits seit Wochen die Regale mit Lebkuchen und weiteren winterlichen Leckereien befüllt. Für mich bedeutet dies, das Wohnmobil zumindest schon gedanklich auf die kalte Jahreszeit einzustellen.

Winterlager
© Martin Thomas I Flickr

Einige hartgesottene Camper fahren auch im Winter mit ihrem Wohnmobil oder Wohnwagen durch die Landen und erfreuen sich leerer Stellplätze. Für manche ist dies sogar die schönste Jahreszeit zum Campen. Dies gilt aber offensichtlich nur für einige wenige und noch weniger für mich. Die meisten stellen ihr Gefährt in den Wintermonaten irgendwo unter, meist in einer Scheune beim Bauern oder in einem von Booten, Oldtimern und Wohnmobilen gemischt genutzten Winterlager. Manche lassen ihr geliebtes Fahrzeug auch einfach draußen auf der Straße oder auf Freiflächen überwintern. Für alle gilt: Das Fahrzeug steht ungenutzt herum und selten wird kontrolliert, ob alles in Ordnung ist. Und die Zeit hinterlässt Spuren.

Nicht selten stellt man dann im Frühjahr mit Schrecken fest, dass das geliebte Freizeitgerät schwer gelitten hat. Von Maderfraß, über Einbruch, Feuchtigkeitsschäden bis zu schwerstem Schimmelbefall – alles vorgekommen und Berichte darüber findet man zahlreich im Internet.

Drinnen oder Draußen – Halle oder Freifläche? Nun soll ja jeder selbst entscheiden, wie er sein Spielzeug im Winter abstellt. Ich habe mich klar für die Variante Winterlager in einer geschützten Halle entschieden. Hat auch noch den schönen Nebeneffekt, dass man über ein Saisonkennzeichen einiges an Versicherung und Steuern sparen kann, womit man dann die Kosten eines Hallenstellplatzes locker decken kann. Den wichtigsten Grund möchte ich dennoch kurz ausführen:

Die einfachen Fabrikate der Basisfahrzeuge wie Fiat Ducato und Ford Transit sind nicht für lange Laufzeiten konzipiert, sondern eher für viele Kilometer in kurzer Zeit und dann weg (Stichwort: Handwerkerfahrzeug und Abschreibung nach 3-5 Jahren). Und die Aufbauhersteller sorgen sich in der Regel nicht darum, das Basisfahrzeug zu veredeln und damit länger haltbar zu machen. Das bedeutet im Klartext, dass die Masse an Wohnmobilen mit der Zeit Probleme an der Basiskonstruktion bekommen werden. Witterung und vor allem Streusalz setzen jedem Fahrzeug zu. Wer nicht gerade die Hochpreisvariante von Concorde, Niesmann-Bischoff, o.ä. sein Eigen nennen darf, kann sich also nach einigen Jahren Laufzeit mit dem Thema Lackaufbereitung, GFK Politur und schlimmer weil teurer: Unterbodenkonservierung und Hohlraumversiegelung beschäftigen. Ein trockenes und überdachtes Winterlager kann und wird die Laufzeit, den Geldbeutel und auch den Wiederverkaufswert deutlich positiv beeinflussen.

Ich will vorbereitet sein und möglichst mein Bestes tun, um zum Saisonstart unbeschwert direkt durchstarten zu können. Und daher hier:

DIE ULTIMATIVE CHECKLISTE FÜR`S WINTERLAGER

Technik

  1. Gasanlage sichern
    • Gasanlage schließen, also Hauptgashahn und Verbraucherhähne schließen, Gashahn an den Flaschen ebenfalls zudrehen
    • Gasflaschen nicht im Wohnmobil lagern, sondern nur im dafür vorgesehenen Aussenstaufach. Falls nicht vorhanden, Gasflaschen abklemmen und sicher zu Hause (Carport, Balkon, etc – nicht in geschlossenen Räumen!) lagern
  2. Wassertank, Abwasser und Leitungen
    • Wasserpumpe ausschalten
    • Frischwassertank und Abwassertank vollständig entleeren, dazu Ablassventile am jeweiligen Tank nutzen und diese auflassen. Dabei alle Wasserhähne öffnen – der Sog zieht das Wasser aus den Leitungen.
    • Abflüsse (Siphon) von Spüle, Dusche und Waschbecken aufschrauben und entleeren
    • Leitungen durchblasen, dazu solange in die Wasserhähne blasen, bis jegliches Wasser aus den Leitungen abgeflossen ist.  Kompressor nutzen oder einfach mit dem Mund.
    • Wasserpumpe entleeren
    • Alle Wasserhähne offen stehen lassen
    • Reinigungsöffnung der Tanks ebenfalls geöffnet lassen
    • Wichtig: es sollte idealerweise kein Wasser mehr im Fahrzeug sein. Durch Frost können Leitungen, Dichtungen, Wasserhähne etc platzen und Gefahr der Schimmelbildung. Beides ist im Frischwassersystem suboptimal.
  3. Toilette
    • Toilettenkassette vollständig entleeren und säubern
    • Chemie erst wieder im Frühjahr bei nächster Benutzung einfüllen
  4. Kühlschrank
    • Kühlschrank abschalten und komplett reinigen
    • Kühlschrank + Gefrierklappe einen ordentlichen Spalt öffnen und offen stehen lassen. Am besten einen Gegenstand in die Gefrierklappe einschieben, damit diese sicher offen steht
  5. Heizung/ Boiler
    • Boiler / Heizung entleeren, Frostschutzventil öffnen und offen lassen
  6. Treibstofftank füllen
    • Wohnmobil am besten vollgetankt einlagern, damit sich kein Kondenswasser im Tank bilden kann
  7. Batterien / Elektrik
    • Hauptschalter 12V Anlage ausschalten
    • Stromanschluss 230V für Batterieerhaltungssystem herstellen, Batterien über integrierten Ladeblock dauerhaft laden (Erhaltungsladung)
    • sollte dies nicht möglich sein, weil bspw. kein 230V Anschluss vorhanden ist, Batterien ausbauen und zu Hause ans Ladegerät hängen
  8. Reifendruck
    • Fahrzeug entweder hochbocken oder den Reifendruck um ca. 0,5 Bar erhöhen. Damit vermeidet man bei langen Standzeiten, dass der Reifen unrund wird.
  9.  Kühler und Wischwasser
    • Frostschutzmittel einfüllen entsprechend der erwarteten Minusgrade

Aufbau innen

  1. Reinigung Innen
    • Backofen/ Mikrowelle / Herd gründlich reinigen und entfetten
    • Polster und Teppiche absaugen und reinigen
    • komplett durchsaugen und wischen
  2. Inventar
    • Lebensmittel und Getränke ausräumen (Flaschen können durch Frost platzen)
    • sämtliche Ausrüstungsgegenstände, die verspaken können, ausräumen und trocken einlagern ( z.B. Kleidung, Bettwäsche)
    • Wertgegenstände mitnehmen
  3. Feuchtigkeit
    • Matratzen hochkant lagern, um Durchlüftung zu gewährleisten
    • Teppich locker aufrollen und aufrecht stehenlassen
    • Schränke und Stauräume so öffnen, dass sie durchlüften können
    • Polster entweder komplett rausnehmen oder senkrecht stellen mit Abstand zur Wand
    • Luftentfeuchter aufstellen. Tipp: Auch in der Garage einen separaten Luftentfeuchter aufstellen, hier sammelt sich immer Feuchtigkeit und es ist schlecht belüftet
    • immer für ausreichend Luftzirkulation sorgen. Am besten vorne und hinten Fenster oder Dachlucke kleinen Spalt öffnen

Aufbau außen

  1. Reinigung Aussen
    • gründlich waschen, vor allem Baumharze entfernen
    • aufgesammeltes Kleintier entfernen mit geeignetem Insektenentferner
    • Unterbodenwäsche ist empfehlenswert, insbesondere wenn das Fahrzeug schon im Streusalz unterwegs war oder am Strand dem Meersalz ausgeliefert war
  2. Türdichtungen mit Talkum oder Silikon-Spray einreiben, damit diese nicht einfrieren und reissen
  3. Handbremse lösen und nur mit Unterlegkeilen arbeiten, damit die Bremsen und Seilzüge sich nicht festsetzen

Diese Liste fürs Winterlager ist mit Sicherheit nicht vollständig und allgemeingültig. Kann aber hilfreiche Anhaltspunkte geben, sicher durch den Winter zu kommen. Auch wenn das Wohnmobil nicht eingewintert wird, können einige dieser Punkte dennoch sinnvoll sein, um insbesondere Schäden durch Frost und Luftfeuchte im Winter zu vermeiden.

Freue mich über Anregungen, Ergänzungen und Kommentare!

keep on rollin´

khawaii

Wohnmobilist, Reisekünstler, Familienmensch, Naturliebhaber, Bastler. Damals selbstausgebauter VW Bulli - inzwischen mit zwei Kindern und Alkoven unterwegs.

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